Schule fertig – und dann? Die Entscheidung für einen Beruf in jungen Jahren ist nicht einfach. Hilfestellungen gibt es an den Schulen. Bei Schülerinnen und Schülern kommen diese besonders gut an, wenn junge Menschen aus der Praxis berichten. Lukas Ruhdorfer ist einer von ihnen, seit 2022 im Projekt IHK AusbildungsScouts dabei. Als AusbildungsScout besuchte er Schulen, um jungen Leuten seinen Beruf Kaufmann im Groß- und Außenhandelsmanagement vorzustellen.

Als er während seiner Ausbildung gefragt wurde, ob er sich vorstellen könne, AusbildungsScout zu werden, zögerte der junge Mann nicht. Vorbereitet durch eine eintägige Schulung bei der IHK war Ruhdorfer seither mehrmals mit Auszubildenden aus anderen Berufen in Schulen unterwegs. Von der Firma freigestellt, konnte Lukas vielen Acht-, Neunt- oder auch mal Zehntklässlern aus erster Hand fundiert über seine Erfahrung mit Berufsfindung, Praktika, Bewerbung und Ausbildung berichten.

Der damalige Auszubildende ist mit einer perfekt abgestimmten Mischung aus gründlicher Vorbereitung, einer durch den Einbau von Rätseln abwechslungsreich gestalteten Präsentation, einem stimmigen Umgangston mit nur knapp jüngeren Schülern sowie Offenheit und hoch motiviert in die Klassenzimmer gegangen.

„Es macht Spaß mit Schülern zu reden, man kann sie erreichen, indem man ihnen auf Augenhöhe begegnet.“

Dazu gehörte für ihn auch, seine persönlichen Erfahrungen so weiterzugeben, wie er sie erlebt hat. Etwa in Sachen Bewerbung. Diese persönlich abzugeben, wenn das Unternehmen in erreichbarer Nähe liege.

Bei der Suche nach dem passenden Beruf rät er den Schülerinnen und Schülern zu Einsatz und Kontaktfreude. „Im Freundes- und Bekanntenkreis umhören, Berufsmessen besuchen, Praktika machen“, das sind seine Tipps.

Sein Arbeitgeber, die HTI Gienger KG in Markt Schwaben, ist angetan von dem Projekt. „Das ist passive Werbung für unser Unternehmen“, sagt Ausbildungsleiter Felix Wadler (26). „Deshalb haben wir weitere Azubis angemeldet, die demnächst oder schon zum Einsatz kommen.“

Die Sichtbarkeit als Ausbildungsbetrieb zu steigern und mehr junge Leute für eine Ausbildung im Betrieb zu gewinnen sind wesentliche Gründe, warum sich Unternehmen am Projekt AusbildungsScouts beteiligen. In Zeiten sinkender Bewerberzahlen ist das ein großer Pluspunkt, bestätigt HTI-Gienger-Ausbildungsleiter Wadler. „Die Schüler haben unser Unternehmen im Kopf“, sagt er. Und er weiß, wie wichtig das ist. Denn die Zahl der Bewerbenden für die zwei bis drei Ausbildungsstellen, die das Unternehmen jährlich besetzen möchte, geht kontinuierlich zurück. „Wir haben nicht mehr die Auswahl wie noch vor ein paar Jahren“, so Wadler.

Ein weiterer Aspekt: Unternehmen gelingt es durch die AusbildungsScouts, den Kontakt zu den regionalen Schulen zu intensivieren oder neue Verbindungen zu knüpfen. Daraus ergeben sich häufig weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die Unternehmen können Schulklassen zum Beispiel zu einer Führung einladen oder auf Elternabenden zum Thema Berufsorientierung sprechen.

Die Eltern zu gewinnen ist im Übrigen ein wichtiger Baustein. Gerade bei Minderjährigen entscheiden sie wesentlich über die Berufslaufbahn mit. Seit 2018 gibt es dafür die IHK KarriereScouts. Das sind junge Leute, die ihre berufliche Ausbildung vor kurzem abgeschlossen haben. Sie stellen ihre Berufe auf Elternabenden vor. Auch der ehemalige AusbildungsScout Lukas Ruhdorfer ist nach Abschluss seiner Ausbildung nun KarriereScout und absolviert eine Weiterbildung zum Handelsfachwirt. Er freut sich schon auf die Einsätze: „Das ist eine neue Herausforderung.“

Das Projekt AusbildungsScouts will Unternehmen dabei unterstützen, Nachwuchskräfte zu gewinnen. 2015 hat der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) das Projekt AusbildungsScout zur besseren Berufsorientierung und -vorbereitung ins Leben gerufen. Gefördert wird das Projekt seither mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.

Ferner erhöht das Projekt die Sichtbarkeit der Firma als Ausbildungsbetrieb.